
KONTEXT

Foto: Maren Krings
Im Jahr 2019 hat sich die finnische Regierung auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2035 das Ziel gesetzt, den Energieverbrauch durch Torf bis 2030 zu halbieren. Neben den technischen Aspekten des Ausstiegs gab es eine politische Verpflichtung, einen gerechten Übergang für diejenigen zu schaffen, deren Lebensunterhalt von der Torfgewinnung abhängt. Mittel aus dem Fonds für einen gerechten Übergang wurden für die Umschulung und Wiederbeschäftigung derjenigen bereitgestellt, die ihren Arbeitsplatz verloren haben oder von ihm bedroht sind, insbesondere junge Menschen.
Die Torfproduktion findet hauptsächlich in den Regionen Süd- und Nordösterbotten, Mittelfinnland und Lappland statt, wo etwa 2500 Menschen beschäftigt sind. Die großflächige Nutzung von Torf zur Energiegewinnung begann in Finnland in den 1970er Jahren und wurde von Staat und Gesellschaft stark unterstützt. In jüngster Zeit ist diese Unterstützung jedoch aufgrund der Umweltauswirkungen der Gewinnung und Nutzung immer weiter zurückgegangen. Die Torfverbrennung trägt zu 4 % des nationalen Energieverbrauchs, aber zu 12 % der gesamten Treibhausgasemissionen bei - das entspricht den Treibhausgasemissionen des gesamten jährlichen Pkw-Verkehrs in Finnland.
Aufgrund der Kohlenstoffintensität und der kostspieligen ETS-Genehmigungen (Emissionshandelssystem) ist die Nachfrage nach Torf viel schneller zurückgegangen als erwartet, was den versprochenen gerechten Übergang gefährdet. Erschwert wurde dies durch die Politisierung von Torf und die mangelnde Berücksichtigung der soziokulturellen Bedeutung der lokalen Torfindustrie sowie durch unterschiedliche Auffassungen über die Bedeutung von Torf für die Energiesicherheit und die nationale Wirtschaft. In der Folge wurde der Übergangsprozess von bestimmten Interessengruppen als „rücksichtslos“ bezeichnet.
ZIELE
Die finnische Fallstudie veranschaulicht, wie sich die Politik der Energiewende nicht nur auf die wirtschaftlichen Lebensgrundlagen, sondern auch auf die lokale Identität und Kultur auswirken kann. Darüber hinaus ist es ein Beispiel für einen erzwungenen Übergang für die lokalen Erzeuger, der ein häufiges Missverhältnis zwischen der Einschätzung der Bedeutung einer Ressource auf lokaler und nationaler Ebene aufzeigt.
Anhand dieser Fallstudie wird TANDEM die verschiedenen Folgen und Auswirkungen dieser Politik auf Akteure wie Torfproduzenten, lokale Jugendliche, lokale Behörden, Torfunternehmen und andere betroffene Bürger untersuchen. Ein Hauptziel ist die Erforschung und Entwicklung gerechter, bürgergeführter Wege zur Abkehr von der Energiegewinnung aus Torf bis zum Jahr 2030 in Süd- und Nordösterbotten in Finnland, mit besonderem Augenmerk auf die Generationengerechtigkeit der vorgeschlagenen Übergangsmaßnahmen.
ERSTE ERGEBNISSE


